Jenny und das Dunkelzoom

Ein sehr subjektiver Erfahrungsbericht über das Fujifilm XC 50-230mm ƒ/4.5-6.7 OIS

Da sitze ich nun, mit meiner bisher längsten, dunkelsten und auch noch erstmalig stabilisierten Linse. “Dunkel” in der Hinsicht, dass die Offenblende nur von ƒ/4.5-6.7 geht. Meine ersten beiden Kitobjektive (18-55mm und 55-200mm, 2009) sind relativ bald lichtstarken Festbrennweiten gewichen, denen ich selten untreu wurde. Wenn ich jemals Zooms in der Zwischenzeit besaß, waren es die großen, lichtstarken Rohre mit ƒ/2.8 und so. Solch lichtschwache Zooms? Nichts für mich.

Tja. Jetzt habe ich ein 50-230mm ƒ/4.5-6.7. Und ich liebe es. Ich sitze am Küchenfenster, trinke meinen Tee und warte darauf, dass die Meisen über das Futter in Nachbars Baum herfallen. Ich mache krank einen Spaziergang zum Ententeich, um diese knuffigen Tierchen zu fotografieren. Bei Ausflügen, bei denen uns Tiere begegnen können, ist die Linse nun immer dabei und auch in Schottland kam die Linse oft auf die Kamera.

 X-T1  230mm  ƒ/6.7  1/320s  1600 

Ich bin ja selbst noch ein bisschen überrascht, dass ich mir so spontan dieses Objektiv gekauft habe. Es ist eines der schwächsten Fujilinsen und doch ist mir das herzlich egal. Immer öfter schaue ich weniger auf die Bildqualität und mehr darauf, dass ich einfach Spaß an der Sache habe. Wahrscheinlich haben die Bilder nur für mich einen Mehrwert, aber das ist schon ok so.

Zum Thema Bildqualität – es wird immer nur gesagt, dass es eines der schwächsten Fujilinsen ist. Doch ist diese Linse immer noch besser als viele günstige Linsen, die ich früher von Nikon und Tamron hatte! Wenn der Fokus richtig trifft, ist das Bild auch bei Offenblende sehr scharf; was ich von so manch anderen Linsen nicht behaupten kann.

 X-T1  230mm  ƒ/6.7  1/500s  1600 

“Warum hast du dir nicht das XF 55-200mm ƒ/3.5-4.8 R LM OIS gekauft, das ist doch viel besser?”

Ja, das ist es. Größere Offenblende, besserer AF – aber 30mm weniger Brennweite.
Und teurer.
Und 200g schwerer.
Und größer.
Passt schon.

 X-T1  171.6mm  ƒ/6.4  1/500s  4000 

Das kleine 50-230mm ist einfach mal schnell in die Tasche geworfen. Es passt irgendwie immer in den Fotorucksack, nimmt nicht viel Platz weg und wiegt auch wirklich nicht viel.

Er ist nicht schnell, der Autofokus. Ich hatte durchaus Probleme, den kleinen Piepmatz im unteren Bild einzufangen, weil der Fokus noch auf die Ferne eingestellt war, als er mir vor die Linse flog. Wenn man mal ein Objekt verfolgt, ist der AF ganz ok. Es geht durchaus noch etwas daneben, aber 90% aller Bilder sind dann scharf. Sollte sich der Abstand jedoch plötzlich ändern, hat man erst einmal Pech gehabt und es kann auch mal mehrere Sekunden dauern, bis der Fokus wieder stimmt.

Da es ja ein Dunkelzoom ist, muss ich relativ häufig die Iso hochdrehen. Das ist bis zu einem gewissen Grad bei der X-T1 noch ok, auch wenn es schon ab und zu weh tut, wenn ich tagsüber mit Iso 4000 fotografieren muss. Unscharf sollen die Bilder allerdings auch nicht sein, also muss ich diesen Kompromiss eingehen.

Fazit: Das 50-230mm ƒ/4.5-6.7 ist eine kleine, leichte Schönwetterlinse, die durchaus ihre Schwächen hat, dafür mit Kompaktheit und geringem Gewicht punktet. Ob man mit diesem Kompromiss leben kann, muss jeder für sich selbst entscheiden. Ich kann es durchaus, und somit ist meine Objektivsammlung schon wieder gewachsen.

  •  X-T1  143.9mm  ƒ/6  1/500s  4000 
  •  X-T1  230mm  ƒ/6.7  1/1000s  400 
  •  X-T1  75.4mm  ƒ/6.4  1/1100s  400 
  •  X-T1  80mm  ƒ/5.2  1/400s  400 
  •  X-T1  230mm  ƒ/6.7  1/500s  400 
  •  X-T1  216.9mm  ƒ/6.7  1/500s  2500 
  •  X-T1  230mm  ƒ/6.7  1/600s  400 
  •  X-T1  161.8mm  ƒ/6.4  1/500s  640 

PS: Ich mache keine Vergleichsbilder, keine Testbilder und meine Beispielbilder entstehen nicht unter Laborbedingungen. Das überlasse ich gerne anderen Leuten, die das gern in ihrer Freizeit machen ;)

4 Kommentare zu “Jenny und das Dunkelzoom

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