Die Kleine – ein Erfahrungsbericht über die RX100

Seit nun 3 Monaten ist die kleine RX100 von Sony tagtäglich in meiner Tasche zu finden. Die Große (D700) ist daheim und kommt dann zum Einsatz, wenn die Kleine nicht mehr ausreicht. Dies soll kein Testbericht werden, sondern einfach nur ein paar Erfahrungen von mir über diese Kamera.

Warum habe ich sie mir gekauft?

Mir ist aufgefallen, dass ich die Große mit ihrem Gewicht von über 1kg immer seltener dabei habe. Wenn ich jeden Tag zur Uni fahre und ein Buch in meiner Tasche habe, bin ich zu faul, noch eine große Kamera dazu zu packen. Immer öfter habe ich Bilder mit dem Handy gemacht, mich aber über die Qualität geärgert. Hmpf.

Will ich Zoom oder Festbrennweite? Welche Sensorgröße? Kompakt- oder Systemkamera? Puh…

Also hatte ich zwei Optionen: Eine Kamera zu kaufen, die meine D700 ablöst, oder eine kleine Zweitkamera. Ich kann meine D700 noch nicht gehen lassen – daher wurde es die Zweitkamera. Ich hätte mich ja gerne für eine Systemkamera mit Zoom entschieden, die aber nicht größer als eine Kompaktkamera ist. Geht natürlich nicht, so ein Objektiv ist nicht gerade klein. Also Kompaktkamera mit Zoom / Festbrennweite oder eine Systemkamera mit Festbrennweite? Von all den Gedanken bekommt man ja Kopfweh. In Anbetracht meines Budgets von ~400€ wurde es dann die RX100. Für mich war dies die richtige Entscheidung.

Die Kamera

Die RX100 hat ein Zoomobjektiv mit einem Brennweitenbereich von 10,4mm bis 37,1mm; der Blickwinkel entspricht einem 28-100mm Objektiv an einer Kleinbildkamera. Im Weitwinkel habe ich eine tolle Blendenöffnung von f/1,8, bei vollem Zoom leider nur noch f/4,9. Für eine Kompaktkamera hat die Sony einen recht großen Sensor, was mir besonders bei wenig Licht zugute kommt. Außerdem ist sie sehr klein und passt sogar in meine Hosentasche. Dass es ziemlich dämlich in der Hosentasche aussieht, vergessen wir mal. Aber: Es geht!
Wie wird das Gehäuse beschrieben? Luxuriös und kompakt. Ich weiß nicht, was an einem kleinen schwarzen Kasten luxuriös sein kann, eher ein wenig unhandlich. Aber dazu mehr im nächsten Absatz.
Leider liegt der Kamera kein Akkuladegerät bei, nur ein Micro-USB-Kabel mit Adapter für die Steckdose, um den Akku in der Kamera zu laden. Ist man jedoch den ganzen Tag unterwegs, wird es mit einer Akkuladung eng – es gibt allerdings Akkuladegeräte & Ersatzakkus für kleines Geld zu kaufen, sodass dies nur ein kleines Manko ist. Gleich mal mit den negativen Dingen angefangen, aber lasst euch davon nicht abschrecken… wie ihr unten sehen werdet, überwiegen klar die Vorteile!

Meine Kamera

Warum nun dieser Abschnitt? Nunja, ich habe sie ein wenig “getunt”. Ich habe ihr den Handgriff von Sony spendiert, sowie den Carry Speed Filteradapter. Benutze ich keinen Filter, bleibt nur ein sehr schmaler und nahezu unsichtbarer Metallring am Objektiv zurück. Der Handgriff war so ziemlich die beste Investition, denn nun könnte ich die Kamera auch ohne Handschlaufe sicher halten. Ohne den Handgriff hatte ich die ganze Zeit das Gefühl, dass ich sie nicht richtig im Griff habe und bei der kleinsten Gelegenheit durch die Gegend werfe. Ich kenn mich doch. Desweiteren habe die Standardhandschlaufe gegen eine selbstgemacht Lederhandschlaufe ausgetauscht, fühlt sich viel besser an ;) . Das ist sie nun:

Sony RX100 mit selbstgemachter Handschlaufe

Was ich toll finde

Superklein, immerdabei! Ich fotografiere fast nur im Weitwinkel, d.h. KB-Äquivalent 28mm. Und mit der offenen Blende von f/1,8 bin ich auch für dunkle Tage super gerüstet. Ich kann sogar Nahaufnahmen im Weitwinkel machen und somit unterwegs “Pseudo”-Makros erstellen. Eigentlich alles, was man für einen Urlaub oder den Alltag braucht. Auch wenn ich normalerweise ein Verfechter der Halbautomatik war und möglichst viel kontrollieren wollte, erkenne ich nun den Vorteil der Szenenwahl in dieser kleinen Kamera. Bei Schummerlicht nutze ich “Hohe Empfindlichkeit”, für statische Motive im schlechten Licht “Handgehalten bei Dämmerung”. In letzter Zeit habe ich auch teilweise “Anti-Bewegungs-Unschärfe” ausprobiert. Aus diesen Modi kommen zwar “nur” jpegs zustande, doch in den meisten Fällen reicht das doch aus. Hier geht es mir um den Moment. Ansonsten benutze ich auch sehr gerne das Raw-Format. Ich habe das Gefühl, dass ich qualitativ mit LR noch mehr rausholen kann als die interne Jpeg-Routine der Kamera. Außerdem mag ich die “beiden” Einstellräder. Zum einen hat man ein Drehrad auf der Rückseite der Kamera, andererseits kann man den Ring um das Objektiv ebenfalls zum Einstellen drehen. Das Verhalten des Objektivrings ist ein wenig gewöhnungsbedürftig, da dieser nicht wie jedes andere Rädchen direkt reagiert und keine Rasterung besitzt. Hat man sich jedoch daran gewöhnt, ist dies auch kein Problem mehr.

Was ich weniger toll finde

Sobald ich ranzoome, verliere ich die nahe Einstellgrenze. “Makro” gibt’s also nur im Weitwinkel, sonst nicht. Mehr Unschärfe produzieren? Mensch, das ist eine Kompaktkamera, natürlich kommt die hier nicht an die Systemkameras und DSLRs ran. Außerdem habe ich z.B. bei 50mm KB-Äquivalent nur noch eine Blende von f/3,2, bei 70mm nur noch f/4. Aber sie ist ja “nur” eine Ergänzung zu meiner großen Kamera und soll hier keine Kunststücke in Sachen Portraits vollführen.

Wie ich sie nutze

Jeder nutzt seine Kamera anders. Dabei ist sie immer, bei Spaziergängen ruht sie oft in der Hand (mit der Handschlaufe gesichert – ich bin viel zu tollpatschig!). Als Modus ist P eingestellt, auch wenn ich diesen Modus mit einer Spiegelreflex noch nie benutzt habe. Doch irgendwie passt es einfach zur Kompaktkamera, es fühlt sich richtig an. Iso ist auf Automatik eingestellt, Weißabgleich ebenfalls. Oftmals lasse ich sogar von der Kamera das Fokusfeld aussuchen und stelle nicht – wie von der großen gewohnt – auf Einzelfeldmessung um. Alles ist ein wenig lockerer mit der Kleinen, ich denke weniger über die Einstellungen nach. Ist das nun positiv oder negativ? Weder noch, denn ein Foto wird definitiv nicht nur durch die Technik allein gemacht. Und warum sollte ich alles manuell einstellen, wenn ich der Automatik vertraue und ungefähr weiß, was sie tut. Ich entscheide immer noch, ob ich nun abdrücke oder nicht. Wobei ich jedoch noch eingreife, ist die Belichtungskorrektur. Diese Einstellung habe ich mir auf den Objektivring gelegt, sodass ich mit der linken Hand schnell eingreifen kann. Fühlt sich gut an.
Ach selbst die sonst so gemiedenen Motivprogramme nutze ich gerne, warum auch nicht? Weniger denken, mehr fotografieren.

Bildqualität

Jetzt kommt es darauf an, was man von dieser Kamera erwartet. Und hier kann ich nur sagen, dass sie mich überrascht hat, ich habe sie definitiv unterschätzt. Um euch einen Überblick zu verschaffen, anbei einige Bilder aus dem Urlaub.

  •  DSC-RX100  10.4mm  ƒ/5.6  1/400s  125 
  •  DSC-RX100  10.4mm  ƒ/2  1/60s  400 
  •  DSC-RX100  10.4mm  ƒ/1.8  1/60s  125 
  •  DSC-RX100  13.9mm  ƒ/6.3  1/320s  125 
  •  DSC-RX100  10.4mm  ƒ/6.3  1/500s  125 
  •  DSC-RX100  12.6mm  ƒ/8  1/200s  125 
  •  DSC-RX100  23mm  ƒ/9  1/3s  125 
  •  DSC-RX100  10.4mm  ƒ/8  1/500s  125 
  •  DSC-RX100  10.4mm  ƒ/2  1/30s  320 
  •  NIKON D700  50mm  ƒ/1.8  1/50s  220 
  •  DSC-RX100  14.6mm  ƒ/2.8  1/800s  200 
  •  DSC-RX100  10.4mm  ƒ/5.6  1/100s  125 

Natürlich muss man bedenken, dass alle Bilder bearbeitet und verkleinert wurden, von den ursprünglich 20MP ist hier nicht mehr viel übrig. Andererseits sind dies Erinnerungsfotos, die größtenteils in genau dieser Ausgabegröße angeschaut werden. Mir geht es darum, tolle Bilder mit akzeptabler Qualität zu erzeugen, den Moment festzuhalten. Iso 3200 ist nun wirklich nicht schlecht für eine Kompaktkamera, aber den Pixelkrieg geben wir uns jetzt nicht, oder? Bilder in Vollauflösung findet ihr in technischen Erfahrungsberichten woanders ;) . Da ist ja immer die Frage nach High-Iso und was man so nutzt. Ich habe kein Problem mit rauschenden Bildern, bin kein Pixelpeeper. Bis Iso 800 habe ich absolut kein Problem mit der Kamera, bis 3200 werden sie nach meinem Empfinden noch “gut”. Alles danach bedarf mehr Bearbeitung bzw. fällt in die Kategorie “Erinnerungsfotos”.

Hier noch zwei Bilder, die ich letztens im Regen gemacht habe. Modus war “Anti-Bewegungs-Unschärfe”, was auch ganz gut funktioniert hat. Wie ich aber nun mal in die Anleitung geschaut habe, sollen sich Kamera und Motiv eher kaum bewegen. Naja, hat ja funktioniert ;) .

Sony RX100 Testfoto im verregneten Mainz
 DSC-RX100  10.4mm  ƒ/1.8  1/250s  3200 
Sony RX100 Testfoto im verregneten Mainz
 DSC-RX100  10.4mm  ƒ/1.8  1/250s  4000 

Fazit

Ich bin sehr zufrieden. Besonders im Weitwinkelbereich – den ich neu für mich entdeckt habe – spielt diese Kamera ihre Stärken aus. Sie ist definitiv nicht die eierlegende Wollmilchsau, doch welche Kamera ist dies schon? Als Technikjunkie (ich muss mich leider dazu bekennen…) schiele ich natürlich weiterhin nach neuen Kameras mit neuer Technik. Die Fuji X-T1 mit dem 56mm/1,2… hach. Nein, davon will ich hier gar nicht erzählen. Also fassen wir mal zusammen:

Positiv

  • Nahaufnahmen fotografieren!
  • lichtstark mit f/1,8
  • Volle Kontrolle möglich (man. Modus)
  • Raw möglich
  • Jpeg ist aber auch sehr gut
  • 20MP sind viel, aber nicht zuviel
  • schnelle Einstellmöglichkeiten
  • schön klein und leicht
  • keine Angst vor Szenenwahl!
  • großer Sensor

Negativ

  • Nahaufnahmen nur im Weitwinkel :(
  • f/1,8 nur im Weitwinkel :(
  • Objektivring reagiert seltsam
  • ohne Handgriff etwas unhandlich

Habe ich etwas vergessen? Gut möglich. Es gibt viele Modi, Einstellmöglichkeiten und Features, die ich hier gar nicht erwähnt habe. Dieser Artikel stellt nur meine Erfahrungen mit der Kamera dar, nicht mehr und nicht weniger. Fragt ruhig, wenn euch noch etwas interessiert :)

PS: Schickes Artikelbild, oder? Pflanzen daheim zu haben, kann auch mal für Fotos ganz nützlich sein. Vielleicht sollte ich doch auf Produktfotografie umschwenken :P .

13 Kommentare zu “Die Kleine – ein Erfahrungsbericht über die RX100

            • Pingback: Die neue Kleine - Sony RX100M3 | Jennifer Wettig

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