… in der Kamera. Ich nehme Abschied von dir. Jahrelang konnte ich mir nicht vorstellen, dass ich mal ohne dich auskommen würde. Doch wie das irgendwann einmal so ist, ändern sich die Dinge. Du klingst toll, je nach Kamera ein kleines “Ka-tsching” oder auch mal mehr ein Kanonenschlag. Wenn man regelrecht spürt, wann denn nun das Bild entsteht. Du zeigst mir das, was später auf dem Sensor landet und verrichtest deinen Job unkompliziert und zuverlässig.
Ja es fällt mir nicht leicht, doch unsere Wege trennen sich. Weißt du – du lebst in einer Kamera, die ganz schön schwer ist. Sie ist toll, ja wirklich. Aber sie ist schon eine fette, alte Dame. Auch sie ist zuverlässig und hat mich eigentlich nie enttäuscht. Ehrlich, das fällt mir nicht leicht! Du weißt ganz genau, wie gut ihr zusammenarbeitet. Doch du musst auch gemerkt haben, dass ihr immer öfter in der Kameratasche verweilt. Und immer länger. Zu den Familienfeiern kommt ihr nur noch selten mit, nach Schottland durftet ihr gar nicht. Selbst in Hong Kong habe ich euch nur an zwei Tagen mitgenommen. Ist das fair? Ich glaube nicht.
Es gibt da so eine Fuji, die dich abgelöst hat. Wie gesagt, ich hätte es ja selbst nicht erwartet. Doch es ist die Zeit gekommen, mit dir Schluss zu machen. Ich nehme auch Abschied vom Kleinbild. Früher dachte ich, dass Qualität alles ist. Und Vollformat. Unschärfe. Geil. Doch wenn man sich damit beschäftigt, erkennt man, dass man fast alles auch mit etwas kleineren Formaten erreichen kann.
Um es mal konkret zu sagen: Ich habe mir eine Fuji X-E2 und dazu ein 35mm/1.4 gekauft und bin hoffnungslos verliebt. Mein treues Arbeitspferd, die Nikon D700, soll auf neue Reisen gehen und jemand anderes glücklich machen. Auch mein kleiner Ausflug in die Welten einer Fuji X100 nehmen ein Ende, da diese Brennweite nicht so ganz mein Ding ist. Ebenso verabschiede ich mich von meiner (analogen) Nikon FE – tolles Ding, doch ebenfalls viel zu selten in Gebrauch. Wie ihr seht, trenne ich mich von allerlei Zeug. Und es tut gut! Ja, ich liebe Technik, aber Reduktion auf das Wesentliche hat mir ebenfalls immer geholfen. Auf Reisen wird mich von nun an nur noch die Fuji und die kleine Sony begleiten.
(Wink mit dem Zaunpfahl: Wer etwas davon möchte, darf sich gerne melden. Ich sortiere sogar noch mehr aus.)
Ich habe einfach wieder Spaß an der Fotografie. Ich fotografiere sogar mit manuellem Fokus und immer öfter mit manueller Belichtung. Da braucht man auch keine große Argumentation anzufangen, denn was gibt es wichtigeres, als Spaß zu haben?
Doch so ganz ohne Spiegel geht es wohl doch nicht – das obligatorische Spiegelselfie habe ich schon hinter mir ;)
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